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Diese 18 wichtigen Menschen sollten zu ihrem Demenz Hilfenetzwerk gehören.

von | Jun 7, 2016 | allg. Demenz-Infos, Ambulante Pflege, Demenzbetreuung, Hilfenetzwerk, Krankenhaus, Pflege allgemein, Tagespflege, Validation

Die Belastung, die auf Sie und insbesondere auf den Erstpfleger im Laufe einer mehrjährigen Demenzerkrankung zukommt, kann sehr weitreichend und vielschichtig werden.

Deshalb ist es hilfreich und notwendig, dass Sie und Ihre Familie frühzeitig mit dem Aufbau eines Beziehungsnetzwerkes beginnen.

Ich empfehle Ihnen aufgrund meiner Erfahrungen, dass Sie 18 wichtige Menschen* aus diesen drei Kategorien nach und nach für Ihr Hilfenetzwerk ansprechen und zur Unterstützung motivieren:




* Bitte nehmen Sie Menschen nicht überall wortwörtlich. Beim Krankenhaus beispielsweise reichen Kontaktinformationen natürlich vollkommen aus.

(Sie können die Infografik mit einem Klick vergrößern)
Zur Vergrößerung der Infografik Demenz Hilfenetzwerk bitte klicken

Starten: Diagnose kommunizieren

Um das Hilfenetzwerk für Ihre Familie aufzubauen oder zu ergänzen, müssen Sie im ersten Schritt versuchen, ein gemeinsames Verständnis für den Umgang mit der Diagnose mit Ihren Eltern oder Großeltern zu erreichen.

Ohne eine mit ihnen abgestimmte Form der Kommunikation über die Diagnose (Inhalt der Botschaft, Überbringer der Information, Zeitpunkt) kann das Hilfenetzwerk nicht initiiert und motiviert werden.

Es wird nicht förderlich sein, wenn gegen den ausdrücklichen Wunsch des an Demenz erkrankten Menschen über seine oder ihre Krankheit mit anderen geredet wird. Bedenken Sie bitte, dass bei kognitiven Themen manche Menschen immer noch Angst vor einer Stigmatisierung haben.

Motivieren Sie zu einem geplant offenen Umgang. Nehmen Sie die Empfindungen und mögliche Befürchtungen Ihrer Eltern sehr ernst.

Versuchen Sie behutsam deutlich zu machen, welche Nachteile ein „Verschweigen“ der Krankheit haben kann. Zeigen Sie dann auf, welche Vorteile sich aus einem gezielt und abgestimmten Kommunizieren der Situation ergeben können.

Benötigen Sie hierfür Hilfe?

Wenn Sie akut Unterstützungsbedarf bei der Fragestellung haben: wie die Diagnose kommunizieren?, dann melden Sie sich bitte bei mir über die Kontaktseite.

Im SORGE Demenz Kurs ORGANISIEREN behandelt das erste Modul diese sehr wichtige Aufgabe. Der gesamte Kurs erscheint Ende Juni und bis dahin stelle ich Ihnen gern das Modul kostenlos und unverbindlich vorab zur Verfügung.

Die beiden Video Lektionen „Diagnose annehmen und verdauen“ und „Die Diagnose kommunizieren“ können Ihnen gerade zu Beginn helfen, Ihr Hilfenetzwerk leichter auszubauen.

Unterstützer aus dem persönlichen Umfeld im Hilfenetzwerk

mein Vater und ich

1. Geschwister

Wer einmal die Beiträge in den Facebook Gruppen der pflegenden Angehörigen aufmerksam liest, wird häufig von Problemen unter Geschwistern erfahren – teilweise sehr heftige und unerfreuliche. Die Gründe hierfür sind sicher vielseitig.

Um Missverständnissen und Eifersüchteleien vorzubeugen, empfehle ich einen sehr intensiven Austausch der Wünsche und Bedürfnisse untereinander zu einem möglichst frühen Zeitpunkt. Die Brüder oder Schwestern leben vielleicht nicht alle in Wohnortnähe der Eltern und die allein schon hierdurch bedingte unterschiedliche Intensität der Pflege“-Beziehung“ zu den Eltern kann bereits zu Unstimmigkeiten führen.

Schuldgefühle, auch wenn sie nicht von Ihnen oder den Eltern provoziert wurden, können in emotional falschen Bahnen münden und zu Konflikten führen.

Versuchen Sie sich mit Ihren Geschwistern abzustimmen, wer wann, welche Unterstützung geben kann. Alle Geschwister sollten versuchen, die jeweilige Lebenssituation (eigene Familie, Job, individuelles Verhältnis zu den Eltern) der anderen zu akzeptieren. Zank und Ärger zwischen den Geschwistern ist etwas, was die Eltern in dieser schwierigen Situation am wenigsten gebrauchen können.

Wenn eine/r von ihnen die Rolle des Erstpflegers übernimmt (nur noch ein Elternteil lebt oder beide sind pflegebedürftig), sollten sie gemeinsam versuchen, das System von Erstpfleger & Organisator, Coach und Unterstützer auch in dieser Konstellation umzusetzen. Wenn alle sich mit ihren Rollen gut fühlen, kann das auch sehr gut funktionieren.

Mein Tipp: Miteinander reden, reden, reden.

Hilfenetzwerk Enkelkinder

2. Enkelkinder

Bei meinen Eltern im Hausflur hängt ein kleines Schild:

„Wenn ich gewusst hätte, dass Enkelkinder soviel Freude bereiten, dann hätten wir die zuerst bekommen“

Meine Eltern erfreuten und erfreuen sich über gleich 5 von diesen „Freude-Spendern“.

Meine Schwester und ich haben unsere Kinder früh über die Alzheimererkrankung unseres Vaters informiert. Dies führte zu einem sehr entspannten und verständnisvollen Umgang miteinander. Sie hatten sofort Verständnis für „merkwürdige“ Situationen und konnten mit ihrem Opi gefühlvoll und mit Respekt umgehen.

Die Enkelkinder haben aber auch die emotional und körperlich sehr belastende Situation ihrer Omi mitbekommen und wann immer es ging haben sie meine Eltern besucht, unterstützt und für etwas Abwechslung und Freude gesorgt.

Sie haben auch eigenständig Ausflüge mit den beiden unternommen und z.B. einen sommerlichen Besuch im schönen Bremer Rhododendronpark organisiert und dort den ganzen Tag allein mit ihnen verbracht.

Nach dem Tod ihres Opis unternahmen sie schon einen Kurzurlaub mit ihrer Omi an die Ostsee, den sie selber organisiert hatten.

Mein Tipp: Frühzeitig informieren, motivieren und sie dann einfach machen lassen.

Hilfenetzwerk Verwandte

3. Verwandte

Nicht direkt in unserer Familie aber doch im nahen Umfeld erlebt: Unwissen und Unverständnis führt bei nahen Verwandten zu sukzessiver Abkehr.

Jahrzehntelang wird kontinuierlich Kontakt gepflegt und irgendwann versteht man die Dinge nicht mehr und interpretiert mangels anderer Informationen dieses oder jenes falsch.

Zwischen Bruder und Schwester oder Schwager und Schwägerin sollte über die Erkrankung ebenfalls sehr frühzeitig Klarheit herrschen. Die nahe Verwandtschaft kann und sollte ein großartiges Reservoir an Unterstützung sein. In der Regel basiert die Beziehung auf langjähriger und tiefer Vertrautheit.

Aber nur wenn transparent über die Bedürfnisse und die Situation kommuniziert wird, kann dieses Reservoir auch genutzt werden.

Mein Tipp: Frühzeitig informieren. Bedürfnisse und Wünsche kommunizieren

Hilfenetzwerk Nachbarn

4. Nachbarn

Ich weiß – kein einfaches Thema.

Hier und dort soll es ja tolle Nachbarschaftsverhältnisse geben und es passiert auch mehr Austausch als nur der Schnack über den Gartenzaun. Vielerorts ist der Austausch aber doch eher reduziert und verhalten. Hilft nix. Sie brauchen die Nachbarn.

Wie bei allen anderen Beziehungen ist ein Wissen über die Situation die Grundlage für Verständnis und Hilfsbereitschaft.

Mit zunehmender Entwicklung der Demenz können aber eine beginnende Orientierungslosigkeit und die sogenannte Hinlauftendenz (oder Weglauftendenz) dazu führen, dass Ihr Vater oder Ihre Mutter die direkte Hilfe in der nahen Nachbarschaft benötigt. Wenn jemand unbemerkt „ausgebüxt“ ist, können aufmerksame und informierte Nachbarn eine Begleitung und behutsame Heimleitung anbieten.

Ein vom Erstpfleger „abgesprochener“ kurzer Besuch des Nachbarn bei ihren Eltern kann Luft für die eigene Regenerierung bieten, indem man für einen Kaffee selber zum anderen Nachbarn „abtaucht“.

Diese Momente ein paar mal in der Woche waren für meine Mutter sehr wichtig und hilfreich.

Mein Tipp: Über Hinlauftendenzen und andere Besonderheiten informieren. Um Unterstützung bitten.

Hilfenetzwerk Freunde und Bekannte

5. Freunde und Bekannte

„Ein Freund, ein guter Freund,
das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.
Ein Freund bleibt immer Freund,
und wenn die ganze Welt zusammen fällt.“

So singt Heinz Rühmann und wurde toll interpretiert von den Comedian Harmonists.

Das kann und soll auch so bei Ihren Eltern sein. Dafür ist aber Offenheit und Vertrauen notwendig (bei über lange Jahre gepflegten Freundschaften sollte man davon ausgehen können).

Auch hier gilt, wie bereits bei den Verwandten und Nachbarn erwähnt, der wichtige Grundsatz: Transparenz und Wissen fördert die vorhandene Hilfsbereitschaft enorm.

Umgekehrt sind durch Verschweigen oder Überspielen der Krankheit Freundschaften „abgekühlt“ oder komplett zerbrochen. Das müssen Sie unbedingt verhindern.

Mein Tipp: Motivieren Sie Ihre Eltern, offen mit den Freunden zu sein. Helfen Sie ihnen, die Bedürfnisse an die Freunde zu formulieren.

Kompetente Dienstleistungspartner im Hilfenetzwerk nutzen

Begleitung

6. BetreuerIn, BegleiterIn

Petra war für uns eine echte Perle. Sie kam ein bis zweimal die Woche zu meinem Vater. Jeweils für drei bis vier Stunden hat sie sich mit ihm beschäftigt und ihn durch den Nachmittag begleitet. Oder am Vormittag, wenn meine Mutter dann einen Arzttermin oder andere Pläne hatte.

Petras Hilfe wurde von uns im Rahmen der niedrigschwelligen Betreuungsangebote nach § 45 c Abs. 3 SGB XI in Anspruch genommen. Das sind Leistungen der Betreuung und Beaufsichtigung, die stundenweise durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer erbracht werden. Sie werden z.B. direkt mit dem ambulanten Pflegedienst oder einer andern Organisation abgerechnet.

Im Fachdeutsch ist die Berufsbezeichnung unserer „Perle“ auch DemenzbetreuerIn, AlltagsbegleiterIn, PflegeassistentIn oder auch SeniorenbetreuerIn und BetreuungsassistentIn für Demenzkranke. Diese Bezeichnung findet jedoch stärker in den Heimen eine Anwendung, wo diese Menschen in der Regel die zusätzliche berufliche Qualifizierung nach § 87b erworben haben.

Das tolle an der Begleitung durch eine vertrauenswürdige Person wie Petra ist der enorme Zugewinn für beide Elternteile. Zu einem bestimmten Zeitpunkt machte die Betreuung in einer Tagespflege keinen Sinn mehr und da war Petra für uns noch viel wichtiger. Sie hat unsere Familie bis zum Ende begleitet.

Hilfe zum Auffinden einer solchen Person finden Sie in meinem Blogbeitrag zur Suche eines demenzkompetenten ambulanten Pflegedienstes.

Eine weitere Begleitung in späteren Phasen der Erkrankung kann auch durch eine zertifizierte(n) ValidationsanwenderIn erfolgen. Informationen zur Validation finden Sie hier.

Mein Tipp: Unbedingt sich um eine „Perle“ bemühen. Wirklich. Machen bitte. Los jetzt!

Hilfenetzwerk Ambulanter-Pfegedienst

7. Ambulanter Pflegedienst

Dass zu einem bestimmten Zeitpunkt die Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst notwendig wird, merken die Familien leider oft erst sehr spät. Bis dahin möchte der Erstpfleger versuchen, die schwierigen Aufgaben noch selber zu stemmen.

Warten Sie bitte nicht, bis Ihre Mutter oder ihr Vater kurz vor dem Zusammenbruch steht. Beobachten Sie aufmerksam die ersten Erschöpfungssignale und handeln Sie schnell.

Besser noch: Sie planen den Einsatz eines solchen Dienstes frühzeitig gemeinsam mit ihren Eltern.

Ich habe Ihnen in dem Blog Beitrag „Wie Sie den optimalen ambulanten Pflegedienst für Ihre Eltern finden. 10 Tipps, die Ihnen bei der Auswahl helfen.“ eine umfangreiche Hilfestellung aufbereitet.

Mein Tipp: Erwähnten Blog Beitrag lesen und loslegen

Hilfenetzwerk Tagespflege

8. Tagespflege

Eine große Entlastung für den Erstpfleger können Sie organisieren, wenn Sie eine tolle Einrichtung für die Tagespflege finden.

So eine Einrichtung kann aber auch für den erkrankten Menschen eine schöne Abwechslung sein, wenn er oder sie sich dort wohl fühlt.

Wenn Sie sich eine Tagespflege nicht vorstellen können, schauen Sie sich doch bitte einmal das vorbildliche Haus an, in dem mein Vater viele Stunden verbracht hat: Memory

Mein Tipp: Rechtzeitig um einen Platz kümmern (Stichwort Warteliste).

Hilfenetzwerk Kurzzeitpflege

9. Kurzzeit / Verhinderungspflege

Vielleicht nicht die Top-Priorität. Aber wenn Not am Mann ist, sollten Sie vorbereitet sein.

Wenn ein Notfall eintritt oder wenn der Erstpfleger einfach nicht mehr kann oder verhindert ist, sollten Sie die zeitweise Unterbringung ihres erkrankten Vaters oder der Mutter in einer Kurzzeit- oder Verhinderungspflege-Einrichtung erwägen.

Wenn sich ihre Eltern in einer Pflegestufe befinden, haben Sie einen Anspruch auf 28 Tage mit einem finanziellen Ausgleich in Höhe von 1.550 Euro pro Jahr, um die Kosten für die Kurzzeitpflege zu finanzieren.

Wir haben diese Betreuungsform für meinen Vater genutzt, als meine Mutter wegen einer Augen-OP eine Auszeit nehmen musste.

Wenn es für alle Beteiligten sinnvoll ist, kann die Kurzzeitpflege aber auch ohne Notfall für die dringend notwendige Regenerierung des Erstpflegers genutzt werden.

Mein Tipp: Über geeignete Einrichtungen informieren und mit Pflegekasse abstimmen.

Hilfenetzwerk Hausarzt

10. Hausarzt/Hausärztin

Der Hausarzt oder die Hausärztin Ihrer Eltern ist der wichtigste Partner im zukünftigen Hilfenetzwerk Ihrer Familie. Bei vielen Familien mit wenig Wohnortwechseln ist er oder sie seit Jahrzehnten mit der Krankheitsgeschichte Ihrer Eltern vertraut.

Sind Ihre Eltern mit ihrer Wahl glücklich und haben ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihrem Hausarzt, sollten sie daran nichts ändern wollen.

Ist aber kein wirklich vertrauensvolles Verhältnis vorhanden und wird die Kompetenz in neurologischen Themengebieten angezweifelt, sollten Sie sich über Alternativen in der nahen Umgebung informieren.

Ihre Eltern haben vielleicht selber einen Tipp, weil sie von Freunden gutes über andere Ärzte gehört haben.

Nachbarn oder Freunde von früher haben Ideen.

Rufen sie einfach den örtlichen ambulanten Pflegedienst an. Die Mitarbeiter dort haben umfangreiche und vielschichtige Erfahrungen mit den örtlichen Ärzten und können Empfehlungen aussprechen.

Eine direkte Suche nach kompetenten und empfohlenen Hausärzten können Sie über den Service Weisse Liste starten.

Die „Weisse Liste“ ist ein unabhängiger Service des Bertelsmann Verlags und stellt Ihnen verlässliche Informationen über Ärzte (aber auch Pflegeheime und ambulante Pflegeeinrichtungen) zur Verfügung.

Die dort getätigten Arztbewertungen sind aussagekräftig für Sie als Patient und fair für die bewerteten Ärzte.

Die Bewertungen werden durch ein spezielles Registrierungsverfahren vor Manipulationen geschützt. Bei dem Verfahren registrieren sich die Teilnehmer mit den Angaben auf ihrer Versichertenkarte. Durch diese Angaben wird sichergestellt, dass eine Person sich nur einmal registriert und einen Arzt auch nur einmal bewerten kann. Bei einer erneuten Bewertung desselben Arztes werden die älteren Ergebnisse überschrieben – Mehrfachbewertungen werden gezielt ausgeschlossen.

Leider können aktuell über das Verfahren nur Versicherte der AOK, der BARMER GEK, der Techniker Krankenkasse und der Bertelsmann BKK teilnehmen. Vielleicht sind ja Hausärzte in Wohnortnähe Ihrer Eltern bereits dort bewertet.

Wenn Sie weitergehende Hilfe im Umgang mit Ärzten im Zusammenhang mit einer demenziellen Erkrankung suchen, nutzen Sie bitte meinen kostenlosen SORGE Demenz Kurs SENSIBILISIEREN. Dort finden Sie die Video-Lektion „Zusammenarbeit mit Ärzten“, die Ihnen mit nützlichen Informationen helfen kann.

Mein Tipp: Alles prima? Nix ändern. Arzt kennenlernen. Sonst demenzkompetente Alternative suchen.

Hilfenetzwerk Neurologen

11. NeurologeIn

Je nach ausgeprägter Kompetenz wird der Hausarzt Ihren Eltern bei einem bestimmten Erkenntnisstand eine Überweisung zu einem Spezialisten empfehlen. Dies kann der Neurologe, Psychiater oder ein spezialisierter Geriater sein.

Der Neurologe als Facharzt beschäftigt sich mit der Erforschung und Behandlung von Nervenkrankheiten.

Mit seinem Wissen und seinen Instrumenten kann er oder sie die Abklärung einer Hirnleistungsstörung oder einer Demenz wesentlich gründlicher vornehmen.

Wie bereits beim Hausarzt empfohlen, sollten Sie sich für den kostenlosen SORGE Demenz Kurs SENSIBILISIEREN. anmelden, wenn Sie mehr Informationen zum Diagnose Prozess und den Testverfahren wünschen.

Mein Tipp: Empfehlungen für guten Neurologen erkunden und mit Hausarzt besprechen.

Hilfenetzwerk Ergotherapeut Physiotherapeut

12a. Physiotherapeut

Eines der am frühesten von der Alzheimer Demenz mitbetroffenen Gehirnareal meines Vaters waren die neuronalen Gebiete, die für die Mobilität zuständig waren. Dies führte schon früh zu Gangstörungen und Bewegungsunsicherheiten.

Bis zum Ende der mittelschweren Phase half uns ein Physitherapeut, seine Mobilität möglichst lange zu erhalten. Durch wöchentliche Trainingsstunden wurde gezielt die Beinmuskulatur angesprochen.

In der schweren Phase der Alzheimer Erkrankung, die dann auch u. a. mit einer Bettlägerigkeit verbunden war, haben wir uns eine auf solche Fälle spezialisierte Pysiotherapeutin gesucht. Sie hat mit gezielten Übungen versucht, ihn auch in dieser Lebenssituation noch lange zu mobilisieren.

12b. Ergotherapeut

Die Ergotherapie wird von den Experten der Plattform Demenz Leitlinie als nicht-medikamentöse Therapie empfohlen:
„Insbesondere bei Patienten und Patientinnen mit Demenzsyndrom kann eine intensive ergotherapeutische Behandlung in den Anfangsstadien der Erkrankung Pflegebedürftigkeit verhindern oder zumindest hinauszögern. Durch Beratung und Schulung der Angehörigen und Pflegenden im Umgang mit der Erkrankung und ihren Auswirkungen können die Erkrankten ihre Selbstständigkeit länger aufrechterhalten.“

Ergotherapeutische Maßnahmen können den Krankheitsverlauf Ihres Vaters oder Ihrer Mutter also eventuell positiv beeinflussen. Mit Hilfe von bestimmten Therapiekonzepten, die auf den individuellen Gesundheitszustand Ihrer Eltern abgestimmt werden müssen, werden gerade in der Anfangsphase folgende Ziele versucht zu realisieren:

  • das Langzeitgedächtnis des Betroffenen zu stabilisieren
  • zeitliche, örtliche und personelle Orientierung zu geben
  • möglichst lange kognitive Fähigkeiten zu erhalten

Im Stadium mittelschweren und schweren Demenz ist die Zeilsetzung der Maßnahmen:

  • Ängste und Verhaltensstörungen positiv zu beeinflussen
  • Unruhe abzubauen
  • die Körperwahrnehmung möglichst lange zu erhalten und zu fördern
  • die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit anzuregen
  • die Kommunikation positiv zu beeinflussen

Normalerweise kann die Ergotherapie von jedem Hausarzt verschrieben werden und wird dann als Hausbesuch oder als Besuch in einer Praxis für Ergotherapie ambulant durchgeführt. Bitte klären sie vorher mit dem Arzt und der Krankenversicherung die Kostenübernahme.

Mein Tipp 1: Frühzeitig an die körperliche Kräftigung denken. Gymnastik, Kieser Traning oder ähnliches, wenn noch machbar. Demenzkompetenten Pysiotherapeuten suchen.

Mein Tipp 2: Nutzung von ergotherapeutischen Maßnahmen mit Hausarzt oder Neurologen abstimmen.

Hilfenetzwerk Sanitätshaus

13. Sanitätshaus

In vielen ländlichen Gebieten kann man leider nicht mehr auf die fachliche Beratung und den Service eines lokalen Sanitätshauses zugreifen.

Der Onlinemarkt für diese Produkte hat sich aber in den letzten Jahren stark ausgebaut. Eine Vielzahl von Angeboten decken den Bedarf und die gewünschten Produkte sind kurzfristig per Post verfügbar.

Beispiel für solche virtuellen Sanitätshäuser sind Careshop, Semed oder Mütterchen und Väterchen.

Wenn Sie jedoch das Glück haben, dass sich in Wohnortnähe Ihrer Eltern ein Sanitätshaus befindet, sollten Sie hier bei Gelegenheit einen Besuch machen und von Ihrer Situation berichten. Die Experten dort wissen, dass es sich bei Ihrer Familie um eine langfristige Kundenbeziehung handeln kann und sind meist sehr motiviert.

Meine Eltern wurden vom Inhaber besucht und er hat sich mit der Wohnsituation und der Erkrankungsphase meines Vaters vertraut gemacht. Aus den damit verbundenen Problemen und Herausforderungen hatte er kurzfristige Wohnumfeldoptimierungen vorgeschlagen und geholfen, diese Maßnahmen mit der Pflegekasse zu regeln.

Bei neuen Herausforderungen konnte ich fast immer schnell per Telefon Lösungen mit ihm in die Wege leiten und bei meinen Eltern einrichten.

Aufgrund seiner langjährigen Vernetzung in der lokalen Helfer- und Pflegeszene bekamen wir auch den einen oder anderen guten Tipp und Empfehlungen für andere kompetente Dienstleister.

Mein Tipp: Nach lokalen Anbietern erkundigen und Beziehung aufbauen.

Hilfenetzwerk Krankenhaus

14. Krankenhaus

In der Regel reicht es aus, sich bei anstehenden Eingriffen, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen, mit dem Thema zu beschäftigen. Wenn dann noch genug Zeit ist, können Sie versuchen, ein demenzsensibles Krankenhaus zu finden.

Mit diesem Thema habe ich mich sehr intensiv in diesem Blog Beitrag beschäftigt: Demenzstation im Krankenhaus. Hier finden Sie die im Augenblick wohl umfangreichste Liste der demenzsensiblen Krankenhäuser.

Sind aber schnell Entscheidungen zu treffen oder soll bei einem Notruf schon ein bestimmtes Krankenhaus angefahren werden, macht eine entsprechende Vorbereitung und Vorselektion Sinn.

Mein Tipp: Blog-Artikel lesen und demenzsensibles Krankenhaus selektieren.

Hilfenetzwerk um nützliche Organisationen bereichern

Pflegeversicherung

15. Pflege- und Krankenversicherung

Natürlich gibt es kein Patentrezept, wie Sie Ihre berechtigten Interessen gegenüber den Versicherungsmitarbeitern durchsetzten können. Ich lese täglich von vielen frustrierenden Fällen, wo scheinbar Betonköpfe und Ignoranten pflegenden Angehörigen das Leben schwer machen. Versuchen Sie hier bei Selbsthilfegruppen, Pflegestützpunkten, anderen Beratungsanbietern oder auch Facebook-Gruppen Rat und Unterstützung zu holen.

Prinzipiell muss man bei privatwirtschaftlichen Versicherungen davon ausgehen, dass ein Ziel ihres unternehmerischen Handelns die Gewinnmaximierung ist. Ansonsten wären sie als gemeinnützig organisiert.

Man muss sich jedoch auch bewußt sein, dass diese Gesellschaften auch in einem Wettbewerb stehen und sich um die Belange ihre Kunden „bemühen“ müssen, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Soweit die Theorie.

Wichtig beim Aufbau der Beziehung mit den Versicherungen ist vielmehr, dass dort Menschen arbeiten, die über die gleichen Schwächen und Stärken verfügen, wie in vielen anderen Lebensbereichen auch (der schlecht gelaunte KFZ-Meister oder die frisch verliebte Bankkauffrau, die am Montagmorgen mit einem glücklichen Lächeln ihre Kunden begrüßt). Das meint, wir haben in der Kommunikation mit ihnen die gleichen Rahmenbedingungen, wie überall im Leben.

Der Unterschied ist jedoch, dass die oben genannten Personen etwas von uns wollen (in der Regel unser Geld) und wir wiederum von den Versicherungen etwas erwarten (in der Regel auch Geld;-).

Das bedeutet nicht, dass man sich bei den dortigen Mitarbeitern „einschleimen“ und als unterwürfiger Bittsteller auftreten soll. Keinesfalls!

Ich rate immer zu einem wechselseitig respektvollen Umgang miteinander, der durchaus freundlich gestaltet werden kann.

Sie stärken Ihr Selbstbewusstsein natürlich, wenn Sie gut über Ihre berechtigten Ansprüche informiert sind.

Zeigen Sie aber trotzdem Interesse an der fachlichen Kompetenz Ihres Gegenüber und erkundigen Sie sich nach ihrer oder seiner Empfehlung, wie sie bestimmte Dinge regeln könnten.

Meine Erfahrungen mit der Pflege- und Krankenversicherung meiner Eltern (BKK exklusiv) waren fast ausschließlich positiv.

Ob die problemlose und unbürokratische Übernahme von Fortbildungskosten für mich als Sohn oder notwendige Umbaumaßnahmen und Wohnumfeldverbesserungen und andere hilfreiche Leistungen – wir haben alle Wünsche erfüllt bekommen.

Die kompetenten Mitarbeiter dort haben sogar Anregungen gegeben, wie wir beispielsweise eine gemeinsame Unterbringung meiner Eltern für eine Reha meiner Mutter im Alzheimer Therapiezentrum in Ratzeburg organisieren konnten.

Mir ist klar, dass wir vermutlich in unserer Zusammensetzung viel Glück hatten und dass diese in vielen Fällen leider nicht der Fall ist.

Mein Tipp: Machen Sie sich kompetent (siehe auch Beratung) und setzten Ihre berechtigten Ansprüche selbstbewußt um. Versuchen Sie, die Mitarbeiter als Partner in Ihrem Hilfenetzwerk zu gewinnen.

Hilfenetzwerk Pflegeberatung

16. Pflegeberatung

Pflegebedürftige Menschen haben einen gesetzlich geregelten Anspruch auf Pflegeberatung. Dieser Anspruch auf Pflegeberatung wird im § 7a SGB XI geregelt.

Durch das Pflegeneuausrichtungsgesetz aus dem Jahre 2012 wurden die gesetzlichen und privaten Pflegekassen verpflichtet, innerhalb von zwei Wochen nach Antragsstellung auf Pflegebedürftigkeit einen konkreten Beratungstermin anzubieten oder Beratungsgutscheine auszustellen, in dem unabhängige Beratungsstellen benannt sind.

Hier dürfen nur qualifizierte Pflegeberaterinnen und Pflegeberater die Beratung durchführen.

Die privaten Versicherer haben für die Umsetzung ihrer Verpflichtung eine Firma gegründet und bieten über die COMPASS Private Pflegeberatung GmbH eine Beratung an.

Hilfenetzwerk  PflegestützpunkteDie gesetzlichen Kassen haben in bisher 14 Bundesländern (noch keine in Sachsen und Sachsen Anhalt) sogenannte Pflegestützpunkte errichtet, mit denen sie ihrer Verpflichtung nachkommen.

Die Versorgung mit diesen Angebote ist regional sehr unterschiedlich. In Bayern teilen sich derzeit 1,5 Mio. Menschen einen Stützpunkt, in Rheinland-Pfalz tun dies nur 29.715 Menschen.

Neben der unterschiedlichen Dichte der angebotenen Pflegestützpunkte existiert auch kein einheitlicher Qualitätsstandard der Beratung.

So schwanken die Serviceleistungen laut dem ZQP (Zentrum für Qualität in der Pflege) von einmaliger Adhoc-Beratung bis hin zu einem komplexen, langfristig angelegtem Case Management (individuelle, begleitende Fall-Betreuung)

Neben diesen versicherungsspezifischen Angebote können Sie auf eine Vielzahl von „neutralen“ Beratungsangeboten zugreifen. Fast alle Wohlfahrtsverbände bieten pflegespezifische Beratungsservice an.

Mit Hilfe der Datenbank des ZQP können Sie sich Angebote in Ihrer Nähe anzeigen lassen.

Daneben entwickeln sich aber auch viele neue innovative und engagierte Beratungsangebote, die extrem unabhängig mit sehr viel breitem Fachwissen eine tolle Beratungskompetenz mit regionaler Vernetzung anbieten.

Diese sind in der Regel ebenfalls für Sie kostenlos, da die Berater und Beraterin meistens nach § 7a SGB XI Pflegeberatung zertifiziert sind und/oder die Beratungsleistungen als „Niedrigschwellige Hilfe-
& Betreuungsangebote“ nach §45b SGB XI von den Landesregierungen anerkannt sind.

Ein Beispiel hierfür aus Norddeutschland ist das „Mein Pflegezentrum„. In NRW kann das Angebot „Zeitgefühl“ als Beispiel dienen.

Mein Tipp: Pflegeversicherung kontaktieren und/oder über ZQP-Datenbank lokale Angebote finden

Hilfenetzwerk Selbsthilfegruppen

17. Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen werden u. a. von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und anderen Organisationen wie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft initiiert und organisiert.

Hier treffen sich in der Regel wöchentlich die Angehörigen (zumeist Erstpfleger), um sich im Kreis von „Gleichgesinnten“ in entspannter Atmosphäre auszutauschen und für ein paar Stunden vom stressigen Pflegealltag abzuschalten. Tipps und Anregungen für die eigene Bewältigung herausfordernder Situationen werden hier mit viel Authentizität vermittelt.

Gelegentlich entwickeln sich innerhalb der Selbsthilfegruppen auch Freundschaften, die für weitere Stabilität im sozialen Leben Ihrer Eltern sorgen können.

Wenn Sie für Ihre Eltern eine Selbsthilfegruppe in Wohnortnähe gefunden haben, begleiten Sie doch die ersten zwei-, dreimal Ihre Mutter oder Vater zu diesen Treffen. Oft fällt es leichter sich in eine neue Gruppe mit fremden Menschen zu integrieren, wenn jemand Vertrautes zu Anfang dabei ist. Bei uns hat das geholfen.

Wenn Sie bereits im Aufbau Ihres Hilfenetzwerkes vorangeschritten sind, sollte es möglich sein, Nachbarn, Freunde und Bekannte oder eine „Perle“ zur Betreuung und Begleitung des anderen Elternteils für die zwei, drei Stunden zu gewinnen.

Gerade im Anfangsstadium ist die Organisation noch relativ unkompliziert möglich und der frühzeitige Austausch hat einen hohen Nutzen für den Erstpfleger.

Eine gute Hilfe beim Auffinden von Selbsthilfegruppen bietet die Alzheimer Gesellschaft mit ihren vielen regionalen Büros. Sie können sich mit dieser Datenbank einen ersten Überblick über lokale Angebote verschaffen.

Neuere Gruppen sind eventuell noch nicht in der Datenbank registriert und so sollten Sie auch die anderen wichtigen Menschen in Ihrem Hilfenetzwerk (Hausarzt, Ambulanter Pflegedienst, Sanitätshaus, Nachbarn etc.) bei Gelegenheit um Rat fragen.

Mein Tipp: Frühzeitig den Besuch zu Selbsthilfegruppen ermöglichen.

Hilfenetzwerk Religiöse Organisationen

18. Religiöse Organisationen

Wenn Ihre Eltern einer bestimmten konfessionellen Glaubensrichtung angehören und dieses Bekenntnis leben, sollten Sie sich auch hier nach Möglichkeiten der Unterstützung umhören.

Viele evangelische und katholische Kirchengemeinden bieten seelsorgerische und praktische Unterstützungshilfen für Familien mit an Demenz erkrankten Menschen an.

Für betroffen Familien mit Migrationshintergrund könnte das Demenz-Servicezentrum für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte eine gute erste Anlaufstelle sein.

Mein Tipp: Nutzen Sie auch diese Unterstützungsressource, wenn Ihre Eltern dies befürworten.